Statt Willkommenskultur begegnet diesen Flüchtlingen in Sachsen blanker
Hass: Ein Bus mit geflohenen Menschen, darunter Kinder, wird von einer
Gruppe Fremdenfeindlicher attackiert – trotz Polizei.
Eine
grölende Menge hat in Sachsen eine Straße blockiert, sodass ein Bus mit
Flüchtlingen nicht weiterfahren konnte. Die Asylbewerber waren
verängstigt. Kinder versuchten unter Tränen, auszusteigen.
Quelle: Die Welt
Gegner eines neuen
Asylbewerberheims im mittelsächsischen Rechenberg-Bienenmühle haben
versucht, die Ankunft der ersten Bewohner zu blockieren. Etwa 100
Demonstranten hätten am Donnerstagabend die Zufahrt eines Busses mit Flüchtlingen behindert, teilte die Polizei am Freitag mit. Zudem hätten drei Autos die Straße blockiert.
In
den sozialen Medien sorgte seit dem Donnerstagabend eine verwackelte
Handyaufnahme von dem Angriff für Aufsehen. Es zeigt den Reisebus, aus
dem Flüchtende versuchen auszusteigen. Besonders viele Frauen und Kinder
sind zu sehen, die sichtlich geschockt sind, weinen und sich zu
schützen versuchen. Es ist zu hören, wie die aggressive, pöbelnde Menge
"Wir sind das Volk", "Ausländer raus" und weitere fremdenfeindliche Kommentare skandiert.
Erst
nach etwa zwei Stunden habe sich der Polizei zufolge der Protest
aufgelöst und der Bus, auf dem makabererweise "Reisegenuss" stand, am
Heim vorfahren können.
Fremdenfeindliche Seite gesperrt
Nach
der rasanten Verbreitung des Videos, was am Donnerstagabend auf der
fremdenfeindlichen Facebook-Seite "Döbeln wehrt sich – Meine Stimme
gegen Überfremdung" hochgeladen worden war, wurde die Seite am
Freitagvormittag gesperrt. Zuvor hatten sich unter dem Hashtag
#clausnitz viele über die ausländerfeindliche Aktion aufgeregt und die
Seitenbetreiber wegen Hetze gemeldet. Auch Nopegida rief zu Beschwerden
auf. Moderator Jan Böhmermann teilte das Video per Twitter.
Auf dem offiziellen Facebook-Auftritt
der Polizei Sachsen wollten Dutzende Bürger von den Beamten wissen, wie
es zu dem Vorfall kommen konnte. "Wie kann es sein, dass in Clausnitz
ein wütender Mob direkt an die Windschutzscheibe eines Busses mit
Flüchtlingen gelassen wird? Wieso wird billigend hingenommen, dass
dieser Mob Flüchtlinge anbrüllt, in Todesangst versetzt und Frauen und
Kinder zum Weinen bringt?", wollte ein Bürger wissen.
Die
Polizei reagierte umfassend. "Die schrecklichen Bilder/Videos
erreichten uns heute Morgen via Social Media. Wir als Polizei müssen die
Neutralität in unseren Einsätzen wahren. Das fällt uns in dieser
Situationen wirklich schwer. Wir sind alle Menschen in den blauen
Uniformen, die genau wie du empfinden beim Schauen des Videos", heißt
es.
Es sei "nicht hinnehmbar", was dort passiert sei. 30 Beamte
seien vor Ort gewesen, um die Asylsuchenden zu schützen. "Wir haben
verhindern können, dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen oder
Verletzten kommt, wenngleich wir psychische Folgen eines solchen
Ereignisses schwer verhindern können."
Die
Beamten ermitteln inzwischen gegen 13 Demonstranten unter anderem wegen
des Verdachts auf Verstoß gegen das Versammlungsgesetz.
Sachsens
Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Blockade. Es sei
"zutiefst beschämend", wie dort mit Menschen umgegangen worden sei,
erklärte er am Freitag. "Anstatt wenigstens den Versuch zu unternehmen,
sich in die Situation der Flüchtlinge zu versetzen, blockieren einige
Leute mit plumpen Parolen den Weg von schutzsuchenden Männern, Frauen
und Kindern."
dpa/ott
© WeltN24 GmbH 2016. Alle Rechte vorbehalten
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article152421805/Fremdenfeindlicher-Mob-in-Sachsen-veraengstigt-Fluechtlinge.html
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article152421805/Fremdenfeindlicher-Mob-in-Sachsen-veraengstigt-Fluechtlinge.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen